Translucent Power – Liyana Fuad, Nonay Yoanisarah, Lashita Situmorang (Yogyakarta)

„Translucent Power“ ist ein kollaboratives Ausstellungsprojekt, das aus den Arbeiten „A Sewing Memoir“, „Domestic Performativity“ und „Fertile Land“ besteht.

Mit A Sewing Memoir porträtiert Nona Yoanishara zwei Frauen, die über ihre ganz persönliche Situation während der Pandemie sprechen, aber auch auf vergangene Krisen zurückblicken. Sie erzählen, wie es ist ihre Arbeit aufgrund der Pandemie zu verlieren, sich als alleinerziehende Mutter und Selbständige die eigene Existenz zu sichern, im Angesicht schwieriger Zeiten nicht den Mut zu verlieren und die Kraft zu finden sich für andere zu engagieren.

Alle Gedanken und Erzählungen flossen in ein gemeinsam erstelltes Patchwork aus Stoffresten der stillstehenden Fabriken. Zu Stoffbahnen zusammengesetzt, wurden diese Reste weiterverarbeitet: zu einem Designerstück auf der einen Seite und zum alltäglich benötigten, aber nicht für jede*n zugänglichen Gebrauchsgegenstand, zur Hygienemaske, auf der anderen Seite. Recycling und Upcycling werden hier im mehrfachen Sinn zu Sorgearbeit – für benachteiligte Gruppen, wie Arbeiter*innen auf den Märkten, an die Masken verteilt wurden sowie für die beteiligten Frauen, denen durch das Projekt Gehör und Arbeit verschafft wurde. Subtil werden aber auch Fragen zu unserem Verhältnis zu Kleidungsindustrie und Überfluss aufgeworfen.

Mit: Ibu Bambang (52), Tailor, Ibu Endang (52), Tailor, Ibu Sri Muhayati (80)


Mit Domestic Performativity setzt Lashita Situmorang ihre Forschungen zum gängigsten Kleidungsstück für Frauen in Indonesien fort – dem ‚Daster‘ (eine Art Hauskleid), die sie mit dem Projekt „Clothing as a State of Power: Daster“ begonnen hat. Mit einem lockeren Schnitt, gefertigt aus weichem und vor allem nicht durchsichtigem Material ist der ‚Daster‘ ein praktisches Kleidungsstück, das für Bewegungsfreiheit und Komfort steht. Oft wird es abwertend als „Hausfrauen“-Kleidung bezeichnet und wird damit zu Uniform und zum Symbol für häusliches Leben und Arbeiten. Lashita Situmorang rückt dieses Kleidungsstück in den Mittelpunkt ihrer Forschung und Arbeit und würdigt damit die Protagonistinnen des häuslichen Lebens im patriarchalen System Indonesiens; die Frauen, die sonst hinter der Rolle der Hausfrau unsichtbar gemacht werden und deren Arbeit keine Anerkennung erfährt. Durch einen einfachen Perspektivwechsel, durch eine Wiederaneignung des ‚Dasters‘ wird er zum Ausdruck von Individualität und Identität. In Workshops entwarfen und nähten die Teilnehmerinnen gemeinsam mit der Künstlerin ihre eigene Adaption des ‚Dasters‘. Diese Geste der Wiederaneignung des Kleides verleiht ihm einen neuen Wert, ein Akt der Selbstermächtigung

In der entstandenen Videoperformance sehen wir das stark abstrahierte Modell eines ‚Dasters‘ – transparent und sperrig fügt es sich nicht seiner vorgesehenen Rolle, dem Mittel zum Zweck. Es verweigert sich seiner Funktion und macht sichtbar, was sonst verhüllt bleibt. In einer Art Ritual wird durch Gesten des An- und Ausziehens, durch das Vermessen dieses Kleidungsstücks die gesellschaftliche Haltung zur Haus- und privaten Sorge-Arbeit, aber auch zum weiblichen Körper zur Disposition gestellt.

Performance: Komang Ira


Fertile Land beschäftigt sich mit Diskriminierung und Vorurteilen gegen Frauen, die bestimmten Normen und Schönheitsidealen oder gesellschaftlichen Erwartungen nicht entsprechen. Die Arbeit wurde mit einer Gruppe von Frauen entwickelt, die vom Polyzystischen Ovar Syndrom (PCOS) betroffen sind, einer hormonellen Störung, die zu unregelmäßigen Menstruationszyklen oder einem erhöhten männlichen Hormonspiegel (Androgen) führt. Seit bei ihr selbst PCOS diagnostiziert wurde, interessiert sich Liyana Fuad dafür, wie Ernährung und Lebensstil die Gesundheit beeinflussen können. „Fertile Land“ beschäftigt sich mit Vorurteilen und Diskriminierungen, denen Frauen, mit Symptomen wie vermehrter Körperbehaarung, Akne, Gewichtszunahme und Unfruchtbarkeit ausgesetzt sind.
Neben aufklärenden Informationen und einem von und für Betroffene entwickelten Kochbuch ist durch diese partizipative Recherche eine skulpturale Arbeit entstanden. Der weibliche Torso vereint Merkmale eines medizinischen Anatomiemodells mit der ausgelassenen Pose einer lachenden Frau und veranschaulicht in Abstraktion PCOS-spezifische Symptome.

Das Projekt „Translucent Power“ wurde in Kooperation mit HONF Foundation, Artpresso, Nandur Srawung (Taman Budaya Yogyakarta) & IIN - Inkubator Inisiatif umgesetzt.