Wunder der Prärie: AG AST arbeitet in der Au an der Zukunft
„Es gibt da verschiedene Textformen, aber eigentlich steht da immer mit dabei, dass wir an der Zukunft arbeiten“ sagt Mirjam Bayerdörfer auf der kleinen Holzbank im Hof des Künstlerhauses Zeitraumexit, wo seit letzter Woche das Festivals Wunder der Prärie sein Zentrum hat. „Und das stimmt auch so.“ Die Frage nach der Arbeit der Arbeitsgemeinschaft Anastrophale Stadt, kurz AG AST, ist erst einmal schnell gestellt, doch nicht wirklich leicht beantwortet. Aber im Grunde steht hinter den Aktionen der von Georg Winter gegründeten Gruppe eindeutig die Frage nach der Planbarkeit von Zukunft und unseren Möglichkeiten, sich eine solche vorzustellen oder auch vorherzusagen. Und dabei, erzählt Mirjam Bayerdörfer weiter, gibt es zwei extreme Pole: die Esoterik oder die absolute Technokratie. Die AG AST versucht genau hier neue Zwischenwege zu finden.
Was das mit der Gartenanlage in der Feudenheimer Au zu tun hat oder einer Fahrradtour zur Wohnanlage im Brunnengarten wird einem beim Durchlesen der Programmankündigung erst einmal nicht einleuchten. Dennoch sind das zwei bedeutende Eckpunkte der Daueraktion, die sich bereits im Vorfeld ausgiebig zur Feldforschung in den Schrebergarten und seinen Mikrokosmos stürzte und im Brunnengarten einen temporären Wohnort fand. Im räumlichen Dreieck zwischen Garten, Wohnblock und den Installationen im Zeitraumexit lassen die Zukunftsforscher jetzt den Besucher zum Entdecker seiner Wahrnehmungsmöglichkeiten in der Stadt werden. Wer sich hier ein Fahrrad leiht (jeden Tag ab 16 Uhr möglich), wird, mit Wegbeschreibung und Do-it-yourself-Kit samt kleinen Übungsanweisungen ausgerüstet, zum Teil einer flächenübergreifenden Inszenierung, die Zuschauer zu Protagonisten macht.
Kleine Funken der Veränderung
Die Geschichten, die dabei entstehen, gehören dann ganz dem Teilnehmer und bauen sich von der Umwelt weitestgehend unentdeckt in dessen Kopf zusammen. Eine leise, nach innen gekehrte Intervention im öffentlichen Raum, die nicht auf großes Publikum schielt, sondern den Funken der Veränderung weitergeben möchte. Die Macher der AG AST sind somit ernsthafte Utopisten, die durch Blickwinkelverschiebungen und Anstöße den Blick auf die Welt und ihre Zukunft ändern wollen. Es geht hier um die kleinen Schritte und das große Ganze, Hand in Hand und immer mit dem Teilnehmer im Mittelpunkt. Diese vielschichtig gebaute Performancestruktur ist nicht die zugänglichste der beim Wunder der Prärie gezeigten Spielarten und verlangt dem Besucher viel Eigenarbeit ab.
bema