Erschütternde Realitäten und irritierende Fiktionen

Mannheimer Morgen
21.09.2015

Wunder der Prärie II: Claudia Bosse sieht "Castrophic Paradise"

"Catastrophic paradise" fügt sich als Titel einer theatralen Installation beim Mannheimer Festival Wunder der Prärie ideal ins aktuelle politische und soziale Geschehen in diesem Land. Ströme von Flüchtlingen sehen in Deutschland möglicherweise einen paradiesischen Ort. Katastrophale Lebensbedingungen - Krieg, Gewalt und wirtschaftliche Not - lösen in den Herkunftsländern der flüchtenden Menschen diese Bewegung aus.
In dem widersprüchlichen Titel der Installation künden sich die Arbeitsfelder der Regisseurin Claudia Bosse bereits an: erschütternde Realitäten und irritierende Fiktionen. Für Bosse ist das Paradies eine utopische Projektion. In ihrer begehbaren Installation zitieren Performer Textstellen aus der biblischen Schöpfungsgeschichte, um sie an eine Reflexion über das Paradies als imaginären Ort einerseits und als aktuellen Ort für Kunst andererseits zu knüpfen.
In dieser Schräglage versammelt die an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin ausgebildete Regisseurin ihre Materialien. Sie ordnet sie wie Objekte, die sich selbst erklären, im Raum der ehemaligen Videothek im Lindenhof hinterm Hauptbahnhof an. Besucher können sich in dieser performativen Anordnung aus Licht und Videos, aus Stimmen und elektronischen Sounds frei bewegen.

Team entwickelt ständig weiter
Konzipiert hat Bosse ihre Arbeit als Teil eines Gesamtprojekts, das sie "(katastrophen 11/15) ideal paradise" nennt. Wer mehr über die Zustände innerhalb und außerhalb des Paradieses erfahren will, kann am kommenden Freitag die erweiterte Version der begehbaren Installation erleben (in der Mehrfeldstr. 55). Das Künstler-Team um Claudia Bosse arbeitet kontinuierlich weiter am Projekt.

Nora Abdel Rahman