Kontrastreich im Konsens

Mannheimer Morgen
24.09.2013

Wunder der Prärie: Diskussion nähert sich dem Freiheitsbegriff

Die freie Theaterszene Mannheims unterliegt stetem Wandel. Kooperationen, internationale Vernetzungen, gemeinsame Festivals schärfen Profile – und brachten die Häuser einander näher. Zeitraumexit, das Theaterhaus in G7 und das Theater Felina Areal taten sich zusammen, um diese fruchtbaren Synergieeffekte auszubauen: Unter dem Namen „Freie Radikale“ firmiert der Verbund, dessen erste Veranstaltung nun im Rahmen des Festivals Wunder der Prärie zum Sinnieren lud. Der „Radikaldialog 1“ sollte als offenes Diskussionsforum den Freiheitsbegriff bestimmen.
Dieser ist relativ und immer eine Frage der individuellen Perspektive, das zumindest machten die geladenen Referenten, moderiert von Rita Böhmer, deutlich. Für Sozialethiker Friedhelm Hengsbach begründet sich Freiheit im Handeln, in der Freiheitsbewegung etwa, worunter er auch Theaterarbeit subsumiert. Während der Jesuit die Selbstbestimmung des Einzelnen durch äußere, vor allem ökonomische Zwänge auch in hiesigen Breiten eingeschränkt sieht, ist der in Köln lebende Maler Alireza Varzandeh gerade darum froh. Der gebürtige Perser erfuhr drastische Repressionen in seiner Heimat, ein Aufsatz brachte ihn mit 14 Jahren erstmals ins Gefängnis. An freies Arbeiten war nicht zu denken, stand doch allein der Besitz seiner Bilder unter Strafe. Heute sei ihm die Freiheit zu malen, und wenn auch nur des Geldes wegen, genug.

Gespannte Erwartung
Offenbart auch die erste Diskussionsrunde vornehmlich mit einer verschleppenden Gruppenarbeit konzeptuelle Schwächen, so gelingt doch ein ungezwungener, anregender Austausch über die Grundvoraussetzung allen künstlerischen Schaffens. Man darf gespannt der Fortsetzung entgegensehen, die sich am 20. November im Theater Felina Areal dem „radikal sein“ widmet.
db